Was kann ich meinem Hund zur Beruhigung geben?

Hunde sind sensible Lebewesen. Sie haben ein deutlich besseres Gehör als wir Menschen, sie haben einen deutlich besseren Geruchssinn und sie haben ein besonderes Gespür für Stimmungen und Situationen.

Bei einem so feinfühligen Lebewesen ist es nicht verwunderlich, dass bereits kleine Veränderungen Stress für unsere Hunde bedeuten und dieser Stress kann auch zu Angst führen.

In diesem Artikel soll es darum gehen, wie du erkennen kannst, ob dein Hund besonders sensibel reagiert, vielleicht sogar Angst hat und was du dagegen tun kannst.

Angst beim Hund erkennen

Wenn man so will, kann ein Hund vor allem und nichts Angst haben, deswegen ist es oft nicht ganz einfach Angst zu erkennen.

Während dein Hund vielleicht überhaupt keine Probleme mit Silvester bzw. lauten Knallgeräuschen hat, kann eine Folie, die in einem Papierkorb raschelt für Angst und Stress sorgen.

Angst kann in den Situationen entstehen, in denen man es von einem Hund erwarten würde, beispielsweise bei Lärm, wenn viele Menschen um ihn herum sind, in neuen Umgebungen oder vielleicht beim Tierarzt. Es können aber auch vermeintliche Kleinigkeiten sein, die deinen Hund in Angst versetzen. Als Halter von einem sehr ängstlichen Hund kann ich dir sagen, manchmal ist es für uns nicht mal offensichtlich, was die Angst auslöst.

Es gibt Anzeichen für Angst, die bei den meisten Hunden zu beobachten sind, manchmal ist es nur eines der folgenden Anzeichen, manchmal sind es mehrere:

  • Rute einklemmen aus nicht ersichtlichen Gründen
  • Sichtbares Zittern
  • Hecheln
  • Speicheln
  • Schmatzen
  • Stress Lächeln
  • Aufgerissene Augen oder vergrößerte Pupillen
  • Angelegte Ohren
  • Viel Gähnen
  • Verkriechen und Schutz suchen
  • Wegducken oder Meideverhalten

Beobachtest du eines oder mehrere dieser Anzeichen bei deinem Hund, ist es ratsam auf Ursachenforschung zu gehen und herauszufinden, was deinem Hund Angst macht.

Die Angst des Hundes bloß nicht ignorieren

Wenn man im Internet liest, so wie du es gerade auch machst, dann stolpert man immer noch oft über sehr altes und schädliches Wissen. So wird oft und gerne behauptet, man müsse die Angst des Hundes ignorieren, um ihn bloß nicht in seiner Angst zu bestärken, das würde alles nur noch schlimmer machen. Zum Glück ist das völliger Blödsinn.

Bei kleinen Hunden, die gefühlt öfter zu Angst neigen als große Hunde, wird gesagt, man solle sie bloß nicht auf den Arm nehmen. Auch das ist Blödsinn, denn bei Herrchen oder Frauchen auf dem Arm ist es sicher, das weiß auch der Hund und dazu sorgt die Berührung dafür, dass Oxytocin ausgeschüttet wird und auch das wirkt beruhigend.

Wichtig für dich als Hundehalter ist es zu wissen, dass du die Angst deines Hundes nicht durch Aufmerksamkeit schlimmer machen kannst. Viel schlimmer ist es deinen Hund mit seiner Angst alleine zu lassen. Angst ist immer ein ernstzunehmendes Thema und sollte nicht ignoriert werden.

Hund hat draußen Angst

Hat dein Hund draußen Angst, kann das so weit gehen, dass er vielleicht bereits in der Wohnung Stress bekommt, sobald du auch nur die Leine in die Hand nimmst. Sollte es bereits so weit gekommen sein, dann kann ich dir nur raten, dir einen guten Hundetrainer in deiner Nähe zu suchen und das Problem ganz langsam aufrollen.

Um keinen Hundetrainer mit veralteten Techniken zu erwischen würde ich dir empfehlen einen Trainer aus dem Trainieren statt Dominieren Netzwerk zu wählen. Auf der Internetseite von TSD gibt es eine praktische Umkreissuche mit Trainern in deiner Nähe.

Ist dein Hund draußen nicht generell ängstlich, sondern sind es nur spezielle Reize, wie Fahrradfahrer, die Müllabfuhr oder Kinder auf Skateboards, dann gibt es eine ganz einfache Methode diesen Dingen zu begegnen und sie nennt sich Click for Blick.

Dafür schnappst du dir einen Clicker* und richtig tolle Leckerchen und startest deine Spazierrunde ganz normal. Taucht der Reiz auf, vor dem sich dein Hund fürchtet, benutzt du den Clicker und gibst deinem Hund ein Leckerchen. Wenn du weißt, wo der Reiz auftaucht, versuch auf möglichst großen Abstand zu bleiben und taste dich immer näher ran und jedes Mal, wenn dein Hund die Richtung schaut, Click und Leckerli.

In dem Video von Hey Fiffi geht es zwar eher um Aggression, aber Click for Blick lässt sich in Angstsituationen genauso gut nutzen, das kann ich dir aus meiner Erfahrung bestätigen.

Hund hat drinnen Angst

Beim Spaziergang ist alles super, aber dein Hund neigt dazu seine Angst drinnen zu zeigen? Auch das kann passieren und auch hier solltest du die Angst deines nicht ignorieren.

Zuhause können verschiedene Auslöser der Grund für Angst sein. Infrage kommen z.B. Geräusche von Außen, Gerüche, Besuch, Verhalten von Familienmitgliedern, Bewegungen vor den Fenstern oder sich bewegende Schatten.

Zum Glück gibt es auch hier Dinge die du tun kannst, um deinem Hund das Leben leichter zu machen.

Musik oder Radio gegen Geräusche

Sind es Geräusche von Außen, die deinen Hund in Stress versetzen und seine Angst auslösen, kannst du einfach Musik oder ein kleines Küchenradio laufen lassen.

Bist du den ganzen Tag da, dann kannst du natürlich dein Smartphone nehmen. Muss dein Hund stundenweise alleine bleiben, bietet sich so ein kleines Küchenradio* an, das dann einfach den ganzen Zeitraum vor sich hin dudelt. Durch die Musik und das Gerede im Radio, werden die Außengeräusche abgeschirmt und sind nicht mehr so plötzlich und isoliert.

Fenster blickdicht machen

Reagiert dein Hund besonders stark auf Bewegungen vor dem Fenster, dann kannst du das Sichtfeld deines Hundes einschränken, indem du die Fenster mit einer blickdichten Folie beklebst. Ich persönlich nehme gerne Adhäsionsfolie, denn die muss nicht geklebt werden.

Ganz nach dem Motto, was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß, kannst du auch Vorhänge nutzen, um die Fenster und Räume vollständig abzudunkeln.

Rückzugsort bieten

Hat dein Hund vor etwas Angst, dann ist es immer wichtig, dass er sich an einen sicheren Ort zurückziehen kann.

Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, versteckt sich dein Hund z.B. gerne unter dem Bett und ist dort genug Platz vorhanden, dann kannst du ihm dort eine Decke oder ein flaches Körbchen hinlegen. Tatsächlich ist es für dich sogar deutlich leichter, wenn dein Hund sich schon für einen Rückzugsort entschieden hat, dann musst du ihn nämlich nicht etablieren.

Falls es für dich kein Problem ist, dann ist das Bett ein Ort den viele Hunde als Versteck bevorzugen. Wenn dein Hund also sowieso im Bett liegen darf und du dann den Raum zusätzlich ein wenig abdunkelst, dann hast du einen idealen Ort für deinen Hund zu entspannen geschaffen.

Die vermutlich beste Option, falls dein Hund nicht wirklich einen Rückzugsort hat, ist eine Hundebox. Da sie nur im heimischen Umfeld genutzt wird, eignet sich eine Faltbox wie z.B. diese Faltbox von Trixie*, die es in verschiedenen Größen gibt.

Wie du deinen Hund an eine Hundebox gewöhnen kannst, erfährst du in diesem umfangreichen Artikel von Easy Dogs. Denn einfach hinstellen und hoffen, dass dein Hund die Box von alleine annimmt, ist eher nicht zu erwarten.

Den Hund etwas kauen oder schlecken lassen

Ist dein Hund zwar ängstlich, aber noch empfänglich für Fressbares, dann kannst du ihm ganz einfach etwas zu kauen oder zu schlecken geben.

Das funktioniert wirklich, denn das Kauen und Schlecken lenkt deinen Hund zum einen von seiner Angst ab, noch viel wichtiger ist aber, dass es aktiv dabei hilft zu beruhigen und zu entspannen.

Wenn dein Hund eher der deftige Kauer ist, dann eignet sich vielleicht so etwas wie Rinderkopfhaut*, um nur ein Beispiel zu nennen. Hauptsache ist, dass dein Hund eine Zeit lang mit dem Kauen beschäftigt ist.

Ebenfalls sehr gut eignet sich der Kong* in der passenden Größe. Der Kong lässt sich mit allen Dingen füllen, die dein Hund liebt und es ist gar nicht so einfach, das Ding nur mit der Zunge leer zu bekommen. Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, kannst du den Kong über Nacht ins Gefrierfach legen. Kommt übrigens auch im Sommer als Abkühlung gut an.

Eine weitere Option sind Schnüffelteppiche* oder Schleckmatten*. Auch diese beiden Hilfsmittel sind super geeignet, um deinen Hund abzulenken und zu beruhigen.

Eine Schleckmatte kannst du übrigens auch in den Gefrierschrank packen und es so etwas schwieriger machen.

Beruhigungsmittel für Hunde

Wenn alles nicht hilft oder du deinem Hund in Situationen, die stress- und angsteinflößend sind, sich aber nicht vermeiden lassen, helfen willst, dann können natürliche Beruhigungsmittel für Hunde eine echte Option sein.

Lavendel, Hopfen, Baldrian und Johanniskraut sind bekannte natürliche Beruhigungsmittel, die bei uns Menschen und auch bei unseren Hunden gut funktionieren. Sie können z.B. dann eingesetzt werden, wenn es zum Tierarzt geht oder der Hund Auto fahren muss, obwohl er Angst davor hat. Auch Silvester oder größere Familienfeiern können ein Anlass für ein Beruhigungsmittel sein.

In aller Munde ist aktuell auch CBD Öl. Das Cannabidiol, das aus Industriehanf gewonnen wird, wirkt beruhigend, angstlösend und entkrampfend. Anders als Cannabis wirkt es nicht psychoaktiv und ist deswegen auch nicht verboten.

Grundsätzlich ist es empfehlenswert mit deinem Tierarzt zu sprechen, bevor du deinem Hund Beruhigungsmittel geben möchtest und sie sollten nicht über einen langen Zeitraum eingesetzt werden.

Bereits Welpen sollten Entspannen lernen

Hunde können so ziemlich alles lernen, so auch zu entspannen und weil der Spruch, dass alte Hunde keine neuen Tricks mehr lernen kann völliger Quatsch ist, kannst du auch einem älteren Hund noch beibringen zu entspannen. Ideal ist natürlich trotzdem, wenn man bereits im Welpenalter damit beginnt, ist aber keine Grundvoraussetzung.

Um später gezielt entspannen zu können muss das ganze aufgebaut werden und das geht am besten mit einem Hilfsmittel. Drei Dinge funktionieren hier besonders gut, ein Entspannungsduft, Musik oder der Relaxopet*, ein Tierentspannungstrainer.

Der Relaxopet hat einen besonderen Vorteil, denn durch speziellen Klangwellen trägt er aktiv zur Entspannung deines Hundes bei und das quasi von der ersten Sekunde an. Musik und Duft musst du tatsächlich erst aufbauen. Allerdings wird der Relaxopet, wenn er richtig aufgebaut wurde, auch noch deutlich effektiver.

Jetzt willst du natürlich wissen, wie das funktioniert? Zuerst solltest du dich für eine der Methoden entscheiden. Als Musik eignet sich etwas Ruhiges entspannendes, so gibt es z.B. auf Youtube stundenlange Videos mit gut geeigneter Musik.

Als Duft bieten sich Düfte an, die von sich aus bereits beruhigend wirken, also Lavendel, oder Orange, oder auch Kamille. Wichtig ist, dass du das Öl nicht unverdünnt verwendest, das ist zu heftig für die Hundenase. Am besten mischst du in einer zweiten Flasche Wasser mit ein paar Tropfen des Duftöl.

Jetzt wartest du, bis dein Hund entspannt ist, sich abgelegt hat und vielleicht sogar schon ein bisschen vor sich hin döst. Nimm dir ganz in Ruhe dein Hilfsmittel zur Hand und schalte es ein bzw. leg ein Tuch mit ein paar Tropfen von dem Duft in die Nähe deines Hundes.

Wird dein Hund wieder munter, dann schaltest du den Relaxopet oder die Musik aus bzw. nimmst das duftende Tuch wieder weg. Das machst du eine ganze Zeit (ein paar Wochen) lang und irgendwann ist dann der Punkt erreicht, an dem das Hilfsmittel platzieren kannst und dein Hund wie ferngesteuert anfängt zu entspannen.

Einmal aufgebaut, kannst du deinem Hund so durch stressige Zeiten helfen. Sei es, weil er ein paar Stunden alleine sein muss, Silvester vor der Tür steht oder wenn dein Hund sehr geräuschempfindlich ist.

Fazit

Bei Hunden gibt es solche und solche. Die einen kommen gut mit Stress klar und andere reagieren mit Angst auf Kleinigkeiten. Es liegt an dir diesen Dingen auf die richtige Art zu begegnen und ich hoffe, dass ich dir mit diesem Artikel einige Hilfsmittel an die Hand geben konnte, um deinen Hund in Zukunft einfach beruhigen zu können.